Recklinghausen,

Trockene Hochwasserlage

Hochwasser in der Lippe, die beiden Fachberater Helmut Haarmann und Peter Boll des THW OV Gladbeck/Dorsten werden in die Kreisleitstelle gerufen:

THW im Einsatz beim Lippehochwasser

Diese Gefahr schein angesichts der aktuellen Trockenheit weit weg zu sein. Das ändert nichts daran, dass der Kreis Recklinghausen und die für Großschadenslagen zuständigen Hilfsorganisationen darauf vorbereitet sein müssen - weshalb am 25.04.07 eine aufwendige Hochwasserschutzübung im Kreishaus durchgeführt wurde. -
Die Ausgangslage: Seit Tagen prasselt Starkregen (über 100 Liter pro Quadratmeter ) auf die Region nieder. Durch die Lippe donnern unvorstellbare 650 Kubikmeter Wasser pro Sekunde (beim Hochwasser 2003 waren es 450). Die 650 Qubickmeter pro Sekunde wären bei den sicheren Lippedeichen noch kein Problem, aber es kommt an der Lippe zu ersten Überschwemmungen. Dann kommt es "dicke": Das Pumpwerk Schölzbach in Dorsten fällt weger einer Stromunterbrechung aus und überschwemmt "Maria Lindenhof" mit seinen Sportanlagen und dem Altenzentrum. Außerdem kippt ein riesiges Brücken-Gerüst in Dorsten an der B 224 in den größten Fluss der Region - die Lippe wird "verstopft". Die Trümmer sorgen für einen Aufstau des Wassers, das nun über den Deich klettert. Der Lippe Verband prognostiziert, dass in zwei Tagen große Teile Dorstens überflutet sind.
Mit diesem Szenario mussten sich die Einsatzleitung und der Krisenstab des Kreises, Dorstens Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) sowie der Lippeverband auseinandersetzen. Ziel der Stabsrahmenübung war es vor allem, Kommunikationsstrukturen, -abläufe und -systeme zu testen - so fuhren keine Feuerwehrleute, Helfer des THW oder Polizisten aus.
Das änderte jedoch nichts daran, dass die Kräfte im Führungsbereich richtig Stress hatten: "Ein Schwerpunkt bei der Übung war die Evakuierung von insgesamt 6100 Menschen", erläuterte Krisenstab-Leiter Klaus Kretschmann. Diese mussten aus bedrohten Schulen oder Altenheimen geholt, an sichere Orte gebracht - und dort betreut werden. Weitere Aufgaben: Straßen und Bahnstrecken sperren, die Bevölkerung über die Medien warnen, Hepatitis-A-Schutzimpfungen einleiten, Plünderungen verhindern...
Das Fazit aller Beteiligten fiel "positiv" aus, so Leiter des Krisenstabes, Kreis-Ordnungsdezernent Klaus Kretschmann.
"Die Stadt Dorsten hat im vergangenen Jahr ihre Stabsarbeit neu organisiert", so der Erste Beigeordnete der Stadt Dorsten Gerhard Baumeister, "zum Abschluss kam da die Übung gerade recht". Erstmals organisierte der "Stab für außergewöhnliche Ereignisse" dann auch einen Schichtwechsel und vollzog diesen. Leider hat es die Stadt Dorsten mal wieder vergessen auch das THW in den SAE mit einzubeziehen, somit war die Möglichkeit schon vor Ort tätig zu werden vertan. Dies geschah dann indireckt über die KSL Recklinghausen nachdem die Großschadenslage durch den Bürgermeister der Stadt Dorsten Lambert Lütkenhorst ausgesprochen wurde.
Die Kreisleitstelle der Feuerwehren testete bei der Gelegenheit auch eine neue, im Haus entwickelte Software, welche die Zusammenarbeit der Stäbe untereinander erleichtern soll. Diese erwies sich jedoch noch als etwas instabil und muß nachgebessert werden.
Auch wenn es natürlich kleinere Kommunikationsprobleme gegeben habe. "Bei uns war es beim Schichtwechsel nicht ganz leicht, die Informationen eins zu eins weiterzugeben", nannte Dorstens erster Beigeordneter Gerd Baumeister ein Beispiel dafür. Am 13. Juni steht jetzt noch ein Abschlussgespräch an, in das auch die Erkenntnisse von den unabhängigen Beobachtern einfließen werden.
Der Lippeverband verfügt für alle Lippe-Abschnitte über Hochwasser-Aktionspläne. Anhand eigener Messungen und Radarbeobachtungen kann die jeweilige absehbare Hochwassersituation realitätsnah simuliert werden. Deiche und Auen als technischer und ökologischer Schutz bieten in Dorsten - statistisch - Sicherheit vor einem 250-jährigen Hochwasser. "Doch auch bei solchen Standards hat der Hochwasserschutz Grenzen", sagt Dr. Emanuel Grün, Lippeverband-Vorstand für Wassermanagement: "Einen absoluten Schutz kann es nicht geben."
Für Landrat Jochen Welt ist das Thema Hochwasser nicht aus der Welt. Er erinnert an das Lippehochwasser vom Januar 2003 und an den Dammbruch im April 2005, als an einer Baustelle bei Datteln/Olfen der Kanaldamm brach und sich das gesamte Kanalwasser aus dem mit Sicherheitstoren abgeschotteten, sieben Kilometer langen Kanalabschnitt komplett in die Lippe ergoss.  "Die Menschen dürfen von uns verlangen, dass wir auf derartige Katastrophen vorbereitet sind", sagt Welt zum Sinn solcher Übungen. Im November stehe deshalb wieder eine an: dann gibt es den "totalen Stromausfall" so der Landrat.


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