Dieser Satz fiel immer wieder bei den Gesprächen anlässlich der Aussprache zum vorläufigen Ende der Einsätze nach dem katastrophalen Regenereignis in Westdeutschland, welches die Helferinnen und Helfer des THW Ortsverbandes Gladbeck/Dorsten über mehr als zwei Wochen gefordert hat.
Es fing an, wie schon oft. Die Wetterwarnungen des DWD waren besorgniserregend, ja, es war sehr, sehr viel Regen angesagt. Das kennen wir, schließlich ist in unserem Ortsverband seit über 20 Jahren eine Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen stationiert und wir wurden schon sehr oft zu Schäden nach solchen Ereignissen gerufen.
Der erste Einsatz am 14.07. 2021 rief die Helferinnen und Helfer des Zugtrupps mit den Fachgruppen Wasserschaden/Pumpen und Notversorgung und Notinstandsetzung in die Nachbarschaft nach Bottrop-Kirchhellen.
Danach folgten die Anforderungen Schlag auf Schlag:
- 15.07. Wuppertal
- 15.07. Essen
- 16.07. - 17.07. Hilden
- 17.07. – 21.07. wieder Essen
Nach einer Woche Einsatz gab es keine weiteren Anforderungen mit der Aufgabe „Pumpen“ und die Einsatzkräfte begaben sich in die Erholungsphase, um am nächsten Tag wieder zu ihren Arbeitsplätzen zurückzukehren.
Es sollte völlig anders kommen. Gegen 02.00 Uhr in der Nacht erreichte unseren Ortsbeauftragten der Einsatzbefehl, den Zugtrupp mit Bergungsgruppe und Einsatzgerüstsystem nach Bad Münstereifel zu verlegen, um dort die bereits im Einsatz befindlichen THW-Einheiten zu unterstützen.
Dort angekommen, fanden sich die Einsatzkräfte, zusammen mit Kameradinnen und Kameraden aus den Ortsverbänden Castrop-Rauxel und Haltern am See, mitten in einem Katastrophengebiet wieder. Zerstörungen, die wir bisher nur von Übungsgeländen und aus Ausbildungen kannten, forderten das gesamte Spektrum der Fähigkeiten im Bergungsdienst.
In den nächsten neun Tagen lauteten die Einsatzaufträge:
- Erkundung des Einsatzraumes und Führung des Einsatz-Unterabschnittes,
- Vermisstensuche,
- Beräumung von Treibgut,
- Abstützen und Aussteifen von beschädigten Gebäuden,
- Pumparbeiten
- Unterstützung der Bevölkerung und Spontanhelfer bei der Beseitigung von Schlamm und Unrat
- Bergung wichtiger Dokumente aus dem Stadtarchiv
- Und vieles mehr…….
Dabei hat der Kontakt mit dem Menschen, über die diese Katastrophe hereingebrochen war, unsere Einsatzkräfte vor emotionale Herausforderungen gestellt.
Menschen die kaum zweieinhalb Autostunden von unserem Zuhause entfernt leben, haben innerhalb eines Tages Angehörige verloren, Hab und Gut, sogar das eigene Haus wurde davongespült, die Altstadt verwüstet.
Hier organisiert zu helfen ist eine riesige Herausforderung; manchmal muss man den Menschen erklären, dass man nicht sofort helfen kann. Das tut weh, Hilfsbedürftigen und Helfenden gleichermaßen. Es hilft dann, wenn wir dank unserer jahrelangen Ausbildung sicher mit dem Gerät umgehen können und die Aufgaben schnell und sicher erfüllt werden können.
Dort, wo wir eingesetzt waren, hat sich die Bevölkerung immer wieder dankbar für die Hilfe gezeigt und selbst das wenige das noch vorhanden war, mit unseren Einsatzkräften geteilt.
Begleitet hat einen auch immer die Ungewissheit, was finde ich unter dem nächsten Trümmerteil, in einem verwüsteten Keller?
An dieser Stelle einen besonderen Dank an die Mitglieder des Einsatznachsorgeteams, die immer bereitstanden, um zuzuhören und nach besonders belastenden Einsätzen Anlaufstelle für die Einsatzkräfte waren.
Als es nach 16 Tagen, teils extremer Belastungen, wieder in Richtung Ruhrgebiet ging, haben sich alle auf ihre Familien und Freunde, Ihr Zuhause und ein richtiges Bett gefreut.
Empfangen von Kameradinnen und Kameraden wurde bei einem gemeinsamen Abendessen erzählt und erzählt, auch gelacht und so das erlebte angefangen aufzuarbeiten.
Am späten Abend waren sich alle einig, jederzeit wieder, wir haben helfen können, dafür machen wir das!
Das versteht man erst, wenn man es wirklich sieht und mittendrin steht……