Dorsten,

Tonnenschwerer (Übungs)Einsatz für das THW Gladbeck/Dorsten

Im Rahmen einer kreisweiten Katastrophenzschutzübung des Kreises Recklinghausen in Dorsten-Wulfen, bei der der Unfall eines mit Chemikalien beladener Zug im Bereich eines Bahnhof entgleist, hat das THW mehrere Aufgaben in den Bereichen Infrastruktur und technische Hilfeleistung übernommen.

Eingleisen mit einfachsten Mitteln

Angenommene Gesamt-Lage / Lageentwicklung:

Nach Entgleisung von mehreren Kesselwagen kommt es zu einem

Gefahrstoffaustritt aus einem Kesselwagen in Höhe eines Haltepunktes der DB.

Aufgrund einer durch die Entgleisung verursachten Leckage kommt es zu

einem Gefahrstoffaustritt (ätzendes, giftiges Gas). Aufgrund der panikartigen

Flucht der am Haltepunkt wartenden Passagiere kommt es auf dem

Bahnhofsvorplatz zu einem Unfall zwischen einem Linienbus und einem PKW,

bei dem auch zwei Fußgänger verletzt werden. Insgesamt werden 50 Personen

verletzt und durch ausströmenden Gefahrstoff kontaminiert.

Im weiteren Verlauf erfolgt durch Wind aus Süd-Ost eine Ausbreitung der

Schadstoffwolke auf das Stadtgebiet Nord - östlich des Depots und macht hier

weitere Maßnahmen erforderlich.

Im Südlichen Bereich des Haltepunktes versperrt ein zweiter entgleister

Kesselwagen die Anfahrt für den Hilfszug der DB und die Anlieferung von

Ersatztankwagen (Ersatztankraum). Eine Eingleisung des Fahrzeugs ist zeitnah

erforderlich.

Aufgabenstellungen:

  • Rettung der Verletzten Personen aus dem Gefahrenbereich.

  • Ausbreitung des Gefahrstoffs eindämmen.

  • Einrichtung einer Verletztenablage durch den Regelrettungsdienst.

  • Sichtung der Verletzten im Schwarzbereich.

  • Aufbau NOT-DEKON

  • Aufbau und Betrieb DEKON-Platz 50 NRW

  • Aufbau und Betrieb BHP 50 NRW

  • Abtransport der verletzten Personen

  • Vorbereitung der Eingleisung eines Kesselwagens

  • Aufbau einer Stromversorgung und einer Einsatzstellenbeleuchtung

  • Koordination und Durchführung eines Messeinsatzes

  • Koordination und "Durchführung" der Warnung der Bevölkerung.

Daraus ergaben sich für das THW folgende Einzelaufgaben die von folgenden Ortsverbänden duchgeführt wurden:

  1. Einrichtung und Betrieb von zwei Bereistellungsräumen, (OV Recklinghausen und Castrop-Rauxel)

  2. Temporäre Inrastrukturmaßnahmen für die Einsatzstelle im Bereich
    der Plätze DekonP, DekonV, Behandlung und Abtransport in Form von
    Stromversorgung und Beleuchtung, ( OV Bottrop und Datteln)

  3. Technische Hilfeleistung auf Anforderung der Bahn beim Aufgleisen
    und Abtransport des Zuges, (OV Gladbeck/Dorsten und Recklinghausen)

  4. Führung des THW-Einsatzes als EA THW, (OV Gladbeck/Dorsten und Geschäftsstelle Gelsenkirchen)

  5. Fachberater-Einsatz in der Einsatzleitung vor Ort, (OV Recklinghausen und Geschäftsstelle Gelsenkirchen)

Die Übung war für den Zeitraum von 10:00 Uhr bis 12:15 Uhr angesetzt. Der Zeitplan konnte erwartungsgemäß nicht eingehalten werden, da es zu Beginn des Einsatzes zu massiven Stauungen der eintreffenden Einheiten gekommen ist. Übungsende war gegen 14:30 Uhr.

Fazit aus Sicht des OV Gladbeck/Dorsten.

Die Übung hatte, wie bei solch großen Lagen zu erwarten, Licht und Schatten für uns zu bieten.

Nicht so gut gelaufen war:

  • Die eingesetzten Feuerwehr-Einheiten haben völlig andere Vorstellungen von einem Bereitschaftsraum und der Erfassung von eintreffenden Fahrzeugen und Kräften. Das machte die Arbeit der eingesetzten Zugtrupps als BR-Führung schwierig.

  • Die Einsatzleitung hatte Probleme in so kurzer Zeit einen umfassenden Lageüberblick zu bekommen und daraus resultierende Einsatzaufträge, insbesondere für das THW, zu formulieren

  • Die Ordnung des Raumes gestaltete sich, trotz eines riesigen Platzangebots, sehr schwierig, da alle Einsatzabschnitte hintereinander lagen und nicht darauf geachtet wurde eine durchgängige Durchfahrt frei zu halten. Die letzten Einheiten hatten keine Möglichkeit in weiter vorne liegende Abschnitte zu gelangen.

  • Aus diesen Problemen resultierend konnten für den Bereich der Beleuchtung und Stromversorgung nur improvisierte Aufgaben gestellt werden, was natürlich so nicht geplant war.

  • Ähnlich war die Situation für die Einsatzabschnitts-Leitung. Eine Kommunikation mit der Einsatzleitung war nicht wirklich möglich und dem entsprechend wenig Arbeit zu erledigen.



Sehr gut gelaufen ist:

Die Übungsleitung hatte zahlreiche Vertreter des Nofall-Management der DB, der Fa. Air Liquide, des SGS TÜV SAAR und einen Sachverständigen für Sicherheit beim Transport von Gefahrgut in Kesselwagen eingeladen der Übung als Beobachter und Berater beizuwohnen.

Um den Kräften des THW die Möglichkeit zu bieten das Aufgleisen eines Kesselwagen zu üben und die Sicherheitseinrichtungen eines solchen Fahrzeugs zu erklären, hat die Fa. Air Liquide einen Kesselwagen, befüllt mit einer Restmenge Kohlensäure (CO2), zur Verfügung gestellt.

Die Übungsaufgabe stieß bei den Gästen auf großes Interesse, so das unsere Arbeiten unter besonders fachkundiger Beobachtungen durchgeführt wurden, Doch damit nicht genug, die Möglichkeit des Aufgleisen mit primitivsten Mitteln und des Materials eines GKW hat dazu geführt das insbesondere der Sachverständige für Transportsicherheit und der Gafahrgutmanager der Fa. Air Liquide mit Ratschlägen und Erklärungen wertvolle Tipps gaben. Dadurch wurde die Übung zu einer nicht erwarteten Ausbildungseinheit zur technischen Hilfe bei Unfällen auf Bahnanlagen mit Kesselwagen, bei der unsere Helfer einiges über Kesselwagen lernten. Nach knapp zwei Stunden Arbeit der zwei Bergungsgruppen hoben sich langsam die Räder der zwei Vorderen Achsen des ca, 50 Tonnen schweren Kesselwagen von der Schiene und die Aufgabe war erfüllt. Die Beobachter haben dies, teilweise erstaunt über unsere Fähigkeiten, zur Kenntnis genommen und auch Lob und Anerkennung für diese Leistung zum Ausdruck gebracht.

Zum Schluss hat dann der Vertreter der Fa. Air Liquide die Sicherheitseinrichtung des Fahrzeugs erklärt und den Einheiten von Feuerwehr und THW demonstriert das das Abblasen eines Sicherheitsventils sich spektakulär anhört, aber relativ ungefährlich ist. Dabei konnten einige Unsicherheiten im Umgang mit Kohlensäure gefüllten Kesselwagen beseitigt werden.

Somit sind die Bergungsgruppen um einige Erfahrungen reicher aus dieser Übung in die Ortsverbände zurückgekehrt.


Alle zur Verfügung gestellten Bilder sind honorarfrei und dürfen unter Angabe der Quelle für die Berichterstattung über das THW und das Thema Bevölkerungsschutz verwendet werden. Alle Rechte am Bild liegen beim THW. Anders gekennzeichnete Bilder fallen nicht unter diese Regelung.







Suche

Suchen Sie hier nach einer aktuellen Mitteilung: